Eine aufregende Schulwoche in Frankreich
16. - 23.03.2024
Aus der deutsch-französischen Zusammenarbeit von Grundschullehrkräften aus Schleswig-Holstein und der Region „Pays de la Loire“ und nach einigen gegenseitigen Besuchen ergab sich im März 2024 erfreulicherweise zum ersten Mal die Möglichkeit auch einige Grundschulkinder mitnehmen zu dürfen. Die Fahrt wurde vom Erasmus+ Lernprogramm finanziert. Zusammen mit vier Kindern und ihren zwei Betreuerinnen aus einer Grundschule in Reinbek verbrachten drei Schülerinnen und Schüler unserer Fritz-Reuter-Schule (Clara, Friedrich und Emily aus der 3a) mit Frau Rostock eine spannende Woche in der Primarschule „École Lazare de Baïf“ in La Flèche-Verron.
Im Vorfeld gab es nicht nur für die Lehrkräfte und die Eltern Formalitäten abzuarbeiten, auch die Drei hatten einiges zu tun. Damit die dortige Schulleiterin Madame Guichon passende Partnerkinder suchen konnte, mussten sie ausführliche Steckbriefe anfertigen. Zusammen mit ihrer Klasse 3a haben sie einige französische Wörter gelernt, z.B. um begrüßen und sich namentlich vorstellen zu können. Mit den Gastfamilien wurde dann im Vorweg Kontakt aufgenommen per Email oder (Video-)Telefonat.
Je näher der Abfahrtstermin rückte, desto mehr wuchs zwar die Vorfreude, aber auch Bedenken kamen hoch … so lange ohne Eltern im Ausland. Werde ich Heimweh bekommen? Eine fremde Sprache um mich rum … wie komme ich klar?
Doch die Neugier siegte! Wie ist es in einer Primarschule in Frankreich und wie ist es in einer französischen Familie?
Die Hinfahrt
(von Friedrich)
Als wir (Frau Rostock, Clara, Emily und ich) am Samstagmorgen, 16.3., um 6 Uhr in Kiel vom Reisebus abgeholt wurden, war es regnerisch. Mit uns reisten einige Gymnasialschülerinnen und Gymnasialschüler aus Kiel und Rendsburg und viele andere Erwachsene (Lehrkräfte und Leute aus dem Schulministerium und dem IQSH, der Ausbildungsstätte für Lehrkräfte). Wir waren die Jüngsten und durften ganz vorn sitzen.
Nach einiger Zeit haben Emily und ich Plätze getauscht. In Barsbüttel holten wir die anderen vier Kinder, Frau Lappenküper und die andere Betreuerin Julia aus einer Grundschule in Reinbek ab. In Bremen haben die Busfahrer getauscht. Jetzt war Boško Busfahrer. Wir haben viel mit ihm gelacht. Er hat zu jedem Fluss Donau gesagt😊. Während der Fahrt habe ich mit Clara Schach gespielt und Fotos gemacht von ihr und Dingen, die außerhalb des Busses waren. Wir mussten viele Grenzen überqueren, bis wir endlich zur französischen kamen.
Abends sind wir hungrig und müde bei unserem Zwischenstopp, einem Hotel in der Nähe von Amiens, angekommen. Dort wurde uns ein Drei-Gänge-Menü serviert und anschließend haben wir gut geschlafen. Am nächsten Morgen mussten wir leider einen großen Bogen um Paris fahren, weil zu viel Stau auf den Straßen war. Wir waren ganz enttäuscht, dass wir deshalb den Eiffelturm nicht sehen konnten. Ungefähr drei Stunden später waren wir in Le Mans, wo die Rendsburger Gymnasialschülerinnen und Gymnasialschüler ausstiegen. Nach einer weiteren Stunde, gegen 14 Uhr am Sonntag, waren wir endlich in La Flèche, genau gesagt: im Stadtteil Verron. Hier wurden wir von unseren französischen Partnerkindern empfangen. Ich habe Nino kennengelernt. Mit ihm habe ich mich die Woche sehr gut verstanden.
Die Ankunft in La Flèche-Verron
(von Clara)
Als wir mit dem Bus an der Schule angekommen sind, haben alle mit Fahnen gewedelt. Dann sind die Kinder unserer Gastfamilien gekommen und haben sich vorgestellt. Alle hatten ein Blatt in der Hand, wo draufstand, zu wem wer gehörte. Danach gab es ein Buffet in der Schule. Dann wurde auf dem Schulhof gespielt. Als sich alle ausgetobt hatten, haben wir noch einen Rundgang durch Verron gemacht. Wir haben dort nochmals alle auf dem Abenteuerspielplatz miteinander gespielt.
Danach haben Madame Guichon und ihr Mann uns zu unserem großen Haus gebracht. Das „Maison Madeleine“ war toll. Wir Kinder schliefen in drei Schlafzimmern in der ersten Etage. Emily und ich haben es uns in unserem Zimmer gemütlich gemacht. Friedrich teilte sich mit den beiden anderen Jungs ein Zimmer. Frau Lappenküper, Julia und Frau Rostock haben sich das Dachgeschoss geteilt, wo man sich schnell mal an den Dachschrägen den Kopf stoßen konnte😉.
Die Schulwoche an der „École Lazare de Baïf“
Um 7 Uhr wurden wir geweckt, meistens sind wir dann zu zweit in unser Badezimmer gegangen, um uns frisch zu machen. Danach gab es Frühstück. Wir hatten alle unser Lieblingsmüsli mitgebracht. 😉
Um 8 Uhr wurden wir täglich von Madame Guichon und ihrem Mann mit zwei Wagen abgeholt und zur Schule gefahren.
Bis zum Unterrichtsbeginn durften wir uns immer mit Extra-Lernmaterial und Spielen die Zeit vertreiben.
Es gab keine große Frühstückspause, nur eine Flitzepause. In den Pausen haben die Jungs viel Fußball gespielt, die Mädchen haben oft deutsche und französische Klatschspiele gemacht.
Um 12 Uhr ging es auf den Schulhof oder in die Mensa.
Von 14 bis 16 Uhr gab es dann noch Nachmittagsunterricht. Danach ging es entweder noch in die Betreuung oder nach Hause in die Gastfamilie, ganz so, wie es das Partnerkind sonst auch tut. Nach dem Abendessen, das in Frankreich viel später als in Deutschland stattfindet, wurden wir dann zu unserem Haus gebracht. Dort empfing uns Frau Rostock, die uns nach dem Zähneputzen schnell ins Bett schickte. Wir waren immer ziemlich müde…
Am Montag haben wir zunächst die Schule angeschaut und sind dann in unseren Klassenraum gegangen. Dort machten wir zu Beginn ein Namensspiel, bei dem wir uns jeweils mit unserem Namen vorstellten und uns dann alle alphabetisch sortiert aufstellten.
An anderen Schultagen haben wir im Unterricht französische und deutsche Schulhofspiele gemacht. Auch gesungen haben wir viel. Frau Rostock hat der Klasse erklärt, woher wir genau kommen, auf der Landkarte gezeigt, wo unsere Fritz-Reuter-Schule liegt, und Fotos unserer Schule gezeigt. Die Kinder fanden es sehr spannend, dass wir Hunde und Bienen an unserer Schule haben. Die Klasse hat sich sehr über unsere Geschenke gefreut: ein Puzzle von der Landkarte Schleswig-Holsteins und das von der ganzen Klasse 3a angefertigte Bild mit Segelbooten. Das Bild hängt nun an der Klassentür von Madame Guichon. 😊
Und die Gastfamilien haben sich über unseren Schulhonig und die kleinen Hefte mit unseren drei Lieblingsrezepten gefreut!
An einem Tag der Woche geht es für die Klasse immer in die Natur in der näheren Umgebung. So machten auch wir an einem Nachmittag einen schönen Ausflug, bei dem uns von Madame Guichon Näheres zu den Pflanzen und auch zu den Versteinerungen, die wir dort fanden, erklärt wurde.
Mittwochs findet der Unterricht immer nur bis 12 Uhr statt, es gibt auch kein Essen in der Mensa. So blieb viel Zeit, um mit unseren Gastfamilien den ganzen Nachmittag zu verbringen. Wir haben alle etwas anderes gemacht, Clara war z.B. am See und konnte dort schon im Sand spielen, weil es an dem Tag sehr warm war.
Der Unterricht startete oft mit Mathematik. Wir mussten von 1 bis 10 zählen: wir auf Französisch und die französischen Kinder auf Deutsch. Wir haben gelernt, dass das Mal-Zeichen in Frankreich ein x ist, und dass das Geteilt-Zeichen einen Querstrich zwischen den beiden Punkten hat. (Außerdem ist die Schreibschrift viel schnörkeliger als in Deutschland …)
In Frankreich beginnt die Schule schon im Kindergartenalter. Einmal haben wir mit den Kindern aus dem Kindergarten gebacken und gekocht. Wir waren in unseren Teams die „Großen“, die den Kleinen etwas beibringen konnten. Zum Schluss haben wir alle zusammen draußen das gegessen, was wir zubereitet hatten.
An einem anderen Tag gab es eine Überraschung. Wir besuchten eine Spielhalle, in der „Boule de Fort Flèchoise“, ein typisches Spiel aus der dortigen Region, gespielt wird. Auch wir durften es ausprobieren. Das war ganz schön schwierig, da die schwere „Kugel“ eben nicht rund läuft sondern sehr wackelig.
An einem Nachmittag fand ein kleines Schulfest statt, da die Schule offiziell zur „Europaschule“ ernannt wurde. Ein Reporter hat darüber in seiner Zeitung berichtet. Wir deutschen Kinder durften das Schild enthüllen und haben die anderen damit überrascht, dass wir einen kleinen musikalischen Beitrag hatten: unser Lied „Europa – Kinderland“. Den letzten Refrain haben wir dann sogar auf Französisch gesungen.
In der Schulwoche hatten wir gemeinsam an einem Märchen-Projekt gearbeitet: Schneewittchen/Blanche Neige. Wir haben am Ende ein Märchenbuch - sowohl in französischer wie auch in deutscher Sprache – erstellt. Zusätzlich haben wir deutschen Kinder es auf Deutsch eingelesen und die französischen Kinder auf Französisch (Dieses wurde mit QR-Code versehen und ist dadurch abrufbar).
Am letzten Tag wurden wir dazu aufgefordert über die vergangenen Tage nachzudenken und zur Reflexion auf großen Plakaten zu einzelnen Fragen unsere Meinung aufzuschreiben. Die Auswertung war interessant für uns alle.
Der Abschied
(von Emily)
Am Freitagnachmittag mussten wir uns verabschieden. Als wir mit unseren Koffern quer über den Schulhof zur Pforte gingen, standen alle aus der Schule Spalier, so dass wir dadurch laufen konnten.
Danach haben sich alle zu uns gestellt mit einer großen und einer kleinen Deutschland-Flagge.
Wir haben miteinander viele Lieder gesungen und getanzt, bis der Bus kam. Es war eine sehr schöne Stimmung. Schon da gab es einige Tränen, doch nach unserer Abfahrt waren einige unserer französischen Mitschülerinnen und Mitschüler sehr traurig und weinten sehr. Auch uns fiel der Abschied nicht leicht nach einer Schulwoche, die wir gemeinsam verbracht und in der wir vieles miteinander erlebt hatten.
Die Rückfahrt
(von Friedrich)
Wir sind am Freitag, 22.3., gegen 16 Uhr in La Flèche abgefahren. Ich war traurig. Dann haben wir in Le Mans die Schülerinnen und Schüler aus Rendsburg abgeholt. Boško fuhr dieses Mal für uns sogar eine besondere Route durch Paris, so dass wir nun am späten Abend den beleuchteten Eiffelturm sehen konnten.
Zwischenstopp gab es in dem bekannten Hotel. Dort haben wir wieder gut gegessen und dann: ab ins Bett.
In Bremen haben die Busfahrer erneut getauscht. Da haben wir schnell ein Abschiedsfoto gemacht. Wir haben uns auch innerhalb unserer kleinen Gruppe in der Woche prima miteinander verstanden und uns gegenseitig geholfen.
Als wir in Barsbüttel ankamen, haben die Eltern der Kinder aus Reinbek zur Begrüßung mit den Taschenlampen ihrer Handys geleuchtet. Gegen 22:30 Uhr am Samstagabend sind wir dann sehr müde in Kiel ausgestiegen. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich meine Eltern und meine kleine Schwester wiedergesehen habe!
Was wir am tollsten fanden…
Clara: Am besten hat mir gefallen, dass wir im Unterricht das Märchen Schneewittchen auf Deutsch und auf Französisch gemacht haben.
Emily: Am besten hat mir gefallen, dass wir alle – deutsche und französische Kinder - am letzten Schultag auf großen Plakaten, die in der Klasse aufgehängt waren, unser Feedback zu der gemeinsamen Woche geben durften.
Friedrich: Am tollsten fand ich, als uns die Schulkinder in La Flèche begrüßt haben. Es war so groß und toll. Alle waren da.
Die Fahrt - und besonders die Zeit, die wir mit den französischen Schulkindern verbringen durften - wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Auch unser gemeinsames Lied weckt Momente dieser schönen Begegnung: